Freitag, 12. August 2011

2. Der Weg ist das Ziel (13.08.2011)

Eintrag Nummer 2: Der Weg ist das Ziel

Im letzten Jahrzehnt, ja, vor allem in den letzten wenigen Jahren, rund um das „heilige Jahr des St. Jakobus“ (2010), wurde der Jakobsweg in alle trendigen Magazine Europas getragen.
Doch was versteht man eigentlich unter dem Jakobsweg? Was steckt dahinter?
Wenn man ein wenig im Internet umherklickt, findet man schnell sehr sehr viele Informationen. Um auch ein wenig „Theorie“ in meinen Blog einfließen zu lassen, hol ich hier mal die für mich und vielleicht auch für Euch interessantesten und wertvollsten Fakten zusammen, um diese als Basis für weitere Überlegungen parat zu haben:

Namensgebung und kurzer Ausflug in die Historie:

Der „Jakobsweg“ wurde benannt nach dem Apostel Jakobus, dessen Grab sich angeblich in Santiago de Compostela befindet. Historisch ist das zwar nicht hundertprozentig geklärt, Alternativideen haben sich aber weniger durchgesetzt, so dass Santiago diesen Titel nun also erfolgreich beanspruchen kann.
Der Jakobsweg hat seinen Namen von eben diesem Apostel Jakobus bekommen, da dieser zuerst auf der iberischen Halbinsel missionierte und später nach seinem Tod von der katholischen Kirche wieder dorthin gebracht wurde. Der Legende nach kämpfte auch Jakobus damals mit den Christen gegen die Mauren und führte sie dort zu einem blutigen, aber wertvollen Sieg, woraufhin er sich einen Namen gemacht hatte.
Seit seinem Tod begann dann die Pilgerbewegung zu seinem Grab, aus immer anderen Gründen, dennoch mit anhaltender Motivation.


Links: Jakobspilger, Abbildung aus dem Jahre 1568












Kurz nach 1000 nach Christus wurde der Weg das erste Mal in einer Urkunde erwähnt, seitdem wird der Begriff Jakobsweg aber immer mehr für weitere Routen in Europa verwendet, die eigentlich nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Weg zu tun haben.
Übersetzt spricht man vom „Santiago de Compostela“, wobei Santiago der spanische Name für Jakob ist, Compostela heißt soviel wie „Sternenfeld“.

Links: Kathedrale von Santiago de Compostela, Grab des hl. Jakobs und Ziel des Jakobsweges










Der bekannteste und wohl auch am häufigsten gelaufene Jakobsweg ist seit dem 11. Jahrhundert der „Camino Francés“, die Hauptverkehrsachse Nordspaniens, die von den Pyrenäen bis zum Jakobsgrab reicht und seit 1993 sogar UNESCO-Welterbe ist. Dieser ist im Bild unter diesem Abschnitt in fetten roten Linien eingezeichnet.




Im Mittelalter entwickelte sich das Grab des hl. Jakobs neben Rom und Jerusalem zum dritten Hauptziel der christlichen Pilgerfahrt.

Die heutige Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg:

Links: Das Symbol, das auch als Wegzeichen auf dem Weg eingesetzt wird: Die Jakobsmuschel














Seit knapp 25 Jahren erlebt die Pilgerreise nach Santiago nun eine erstaunliche Renaissance.
Bis 1980 wurden jährlich nur unter 100 Pilger gezählt, in den Jahren darauf entwickelten sich diese Zahlen aber kontinuierlich nach oben, so dass 1993 das erste Mal an der 100.000er Marke gekratzt wurde, 2004 und 2006 mit 180.000 und knapp über 100.000 Pilgern diese Marke geknackt werden konnte. Für das heilige Jahr 2010 wurden bisher keine offiziellen Zahlen veröffentlicht, allerdings kann von über 270.000 Pilgern in diesem Zeitraum ausgegangen werden.

Seit ca. 1980 wurde Nordspanien dann auch mit Wegmarkierungen und durch Aufbau eines Herbergsnetzes zu dem, was es heute ist. Über die Jahre hinweg wurde dies dann auch in den meisten anderen europäischen Ländern nachgeholt, ab 1992 in Deutschland.

Auf die Frage, wo der Jakobsweg beginne, erhält man in Spanien die Antwort: „El camino comienza en su casa“ (Der Weg beginnt in Ihrem Haus). So handelt es sich bei dem Jakobsweg eigentlich primär um eine Idee. Die verbreitete Auffassung allerdings, dass Pilgerwege keiner starren Route folgten, sondern dynamische Streckenführungen waren, ist weitgehend überholt. Die Pilgerrouten waren über lange Zeiträume überraschend konstant.

Auch in den Bereichen Kultur, Kunst und Architektur gibt es auf dem Jakobsweg viele Bedeutendes zu sehen, angefangen bei Kathedralen, Pilgerstraßenkirchen oder Kloster bis hin zu legendären Orten wie Aufbewahrungsstätten des heiligen Grals und vielen weiteren.

Heutzutage gibt es sehr viele Bruderschaften, Hospitäler, Stiftungen und Herbergen, die sich um das seelische und leibliche Wohl der Pilger kümmern.

Aus meiner Sicht sind die bekanntesten literatischen Werke zum Jakobsweg heutzutage immer noch die von Paulo Coelho und Hape Kerkeling geschriebenen Bücher, die unterschiedlicher nicht sein könnten, in allen Facetten ihres Inhalts. Darüber hinaus gibt es noch eine Fülle von Hörbüchern und Filmen, die auf verschiedene Weisen versuchen, den Flair und die Atmosphäre des Jakobswegs einzufangen.

Was ist darüber hinaus noch wichtig?

Den Jakobsweg ist man offiziell nur gelaufen, wenn man mindestens die letzten 100 Kilometer der Strecke zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer zu Pferd oder Rad zurück gelegt hat. Dies wird mit Stempeln von einzelnen Stationen in einem Pilgerausweis, der sogenannten Compostela, verzeichnet und berechtigt zur Nutzung der preisgünstigen Pilgerherbergen. In Santiago erhält man mit einem ausgefüllten Pilgerausweis dann seine Pilgerurkunde.

So weit an dieser Stelle mit der Theorie zum Jakobsweg. Viel mehr Theorie hätte auch ich nicht mehr vertragen, ich hoff, es war für Euch nicht zu langweilig. Allerdings fand ich es wichtig, eine gemeinsame theoretische Basis zu erstellen, damit wir später, wenn ich eventuell über einzelne Situationen, Örtlichkeiten, Vorfälle berichte, auch auf dem gleichen Stand sind und wir fähig sind, gleiche Deutungen zu machen.
Morgen dann mehr dazu, was der Jakobsweg für mich bedeutet – über die weltlichen Gründe der vielen anderen Pilger hinaus und auf meine Person bezogen.

Einen schönen Abend wünsche ich Euch noch,
MaxiMucho

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