Dienstag, 16. August 2011

3. Der Weg und Ich (15.08.2011)

Eintrag Nummer 3: Der Weg und Ich

Ja. Man konnte es schon kombinieren, jetzt aber trotzdem mal schwarz auf weiß: Ja, ich laufe den Jakobsweg. Na gut, genauer gesagt müsste es heißen: Ja, ich laufe einen Teil des Jakobswegs. Genau wie es jeder tut. Aber halten wir uns nicht an solchen Erbsenzählereien auf.

Da die Planung nun immer konkreter wurde, bin ich in den letzten Tagen nun vermehrt gefragt worden, wieso ich das eigentlich tun würde. Wieso ich mehrere Wochen in einem fremden Land einen Weg gehen wolle, von dem man zwar viel hören, aber nicht viel wirklich wissen würde. Wieso ich mich motivieren kann, aufzustehen, Sachen zu packen, meine Zeit und mein Vorhaben zu planen und ein paar Tausend Kilometer zu reisen, um dann ein paar Hundert Kilometer zu laufen.

Bin ich verrückt?
Sind alle „Pilger“ verrückt?
Ist es verrückt, wenn man sich Zeit nimmt, um an der frischen Luft Zeit mit sich selbst, seinem Herz und seinem Kopf zu verbringen und endlich mal Antworten auf Fragen zu finden, denen man im Alltag leider unbewusst viel zu leicht aus dem Weg geht?
Vielleicht ist es verrückt, ja.
Vielleicht sitzen viel zu viele Leute in einer Reihe auf ihren Stühlen im Leben und tun alle das gleiche. Und wenige (oder manche) haben keine Lust darauf, genau in dieser Reihe zu stehen und probieren andere Positionen aus. Diese Stühle sind ver-rückt. Diese Personen sind verrückt. Insofern … wahrscheinlich ist „verrückt“ gar kein schlechtes Wort. Es bedeutet doch auch eigentlich nur, dass man nicht wie jeder andere ist. Und das wiederum ist ja niemand. Die meisten verstecken es nur gut.


Zurück zum Thema.
An kleine Ausflüge in ferne Themen können sich allerdings alle Leser dieses Blogs gerne gewöhnen. Wenn meine Gedanken reisen wollen, lass ich sie reisen. Schließlich geht es hier in diesem Blog auch ums Reisen. Und so lange meine Finger meinen Gedanken folgen können, wird auch so mancher Ausflug in diesem Blog stehen.

Ja, weshalb hab ich mich dazu entschieden, den Jakobsweg zu laufen?
Einerseits sind es sicher die schon aufgezählten Gründe.
Ich bewege mich gerne. Ich bin gerne an der frischen Luft. Ich hab gerne Zeit für mich, für meine Gedanken, Gedankenspiele und vor allem für die Fragen, die man in der Mühle des Alltags einfach nicht beantworten kann, weil man dafür keine Nerven, keine Zeit hat oder einfach andere Gründe, warum man sie nicht angeht.
Und nun, da ich vor sehr kurzer Zeit mein Diplom in die Hand gedrückt bekommen hab, mein Studium also nun komplett beendet ist und ich den richtigen Weg als Einstieg in den Beruf wählen soll, werde ich immer öfter gefragt, welchen Weg ich nun genau einschlagen werde.


Leider hab ich aber hierzu keine konkrete Antwort. Ein „Ziel“ des Jakobswegs wird also sein, rauszufinden, welchen Weg ich gehen will. Ein Diplom zu haben ist sicher eine gute Ausgangsbasis, außerdem ist meine Entscheidung, die ich fälle, sicher nicht endgültig – vor allem im heutigen Berufsalltag. Dennoch, so eine Entscheidung will gut überlegt sein.

Im letzten Jahr, in dem ich auch immer mehr und mehr von Kommilitonen, Freunden und Bekannten mitbekomme, dass sie die Welt bereisen, hat sich auch immer mehr für mich die Frage aufgedrängt, ob ich diese Zeitspanne zwischen Studium und Beruf dafür nutzen will. Die einen bereisen Amiland, die anderen durch Europa, die anderen nennen Australien und Neuseeland vorübergehend ihr Zuhause, England, Dänemark und und und. Doch ich hab gar kein richtiges Fernweh, will nicht unbedingt ferne Länder sehen. Aber die Zeit nutzen, ja, das ist sinnvoll. Wann kommt man als Berufseinsteiger schon dazu, sich mal 3-4 Wochen am Stück frei zu nehmen und so etwas zu realisieren? Seltenst. Nie. Ergo: JETZT oder nie. Jetzt!



Auf den Jakobsweg bin ich wohl gestoßen, wie alle darauf stoßen. Durch Bekannte, durch die Medien (Bücher vor allem), durch Erzählungen von Erzählungen, später Vorträge, Hörbücher.
So richtig intensiv hab ich mich aber noch nie mit jemandem darüber unterhalten, der auch gelaufen ist. Vielleicht ein Fehler? Oder doch ein Vorteil? Nun gut, das muss man wohl heraus finden. Ne gewisse Vorbereitung gehört dazu, ne gewisse Gedankenfreiheit kann aber auch von Nutzen sein.

Ob ich denn so gläubig sei, weswegen ich den Jakobsweg laufe, wurde ich auch gefragt. Nun gut, „früher“ waren wohl sehr viele „Pilger“ gläubig, die diesen Weg gelaufen sind. Ich selbst würde mich nicht als gläubig (zudem nicht praktizierend) definieren, allerdings schon irgendwie „hoffnungsvoll auf der Suche nach Gott“. Es wär eben vieles um so viel leichter mit Gott!
Heutzutage jedoch denke ich nicht, dass eine sehr große Mehrheit aus religiösen Motiven den Jakobsweg läuft. Allerdings hab ich auch schon gelesen, dass es wichtig für jeden Pilger ist, dass man einen anderen Pilgern in seinen Beweggründen respektiert. Also aus welchen Gründen man auch immer startet – auf dem Weg sind alle gleich.

Ja – und über die Jahre und Monate, in denen ich mich mit diesem Thema beschäftigt hab, ist wohl irgendwann die Entscheidung gefallen: Ja, auch ich will diese Erfahrung machen. Denn egal was mir dort passiert, welchen Menschen ich begegne, welche Situationen und Ereignisse ich durchlebe, diese Wochen werden sicher etwas sein, wovon ich nicht nur ein paar Male erzählen werde.

Und ich bin schon jetzt gespannt, was genau ich später mal erzählen werde.

2 Kommentare:

  1. ..auch ich bin gespannt,was der Weg mit dir macht.Alle die ich auf meinen Pilgerreisen nach SDC kennen lernen durfte machten eine gewisse Veränderung durch ( siehe mich ;-) )
    Wo wird dein Weg enden? Gehst du bis Santiago, oder zieht es dich weiter nach Finisterre und Muxia? Solltest du noch etwas Zeit übrig haben, geh nach Finisterre, geh ans Ende der Welt und beende deine Pilgerschaft am Kilometerstein 000.

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  2. >> Vielleicht sitzen viel zu viele Leute in einer Reihe auf ihren Stühlen im Leben und tun alle das gleiche. Und wenige (oder manche) haben keine Lust darauf, genau in dieser Reihe zu stehen und probieren andere Positionen aus. Diese Stühle sind ver-rückt. Diese Personen sind verrückt. Insofern … wahrscheinlich ist „verrückt“ gar kein schlechtes Wort. Es bedeutet doch auch eigentlich nur, dass man nicht wie jeder andere ist. Und das wiederum ist ja niemand. Die meisten verstecken es nur gut. <<

    mehr davon!!

    ich seh schon, da wird auf jeden fall nen guter slambeitrag rauskommen. und hoffentlich noch viel viel mehr :)

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