Sonntag, 25. September 2011

205. Gedanken, nach Vorne gerichtet

Eintrag Nummer 205: Gedanken, nach Vorne gerichtet

Ja. Ab jetzt faengt die Zeit nach dem Jakobsweg an.
Sobald ich hier diesen Platz verlasse, hat der Heimweg begonnen.
Sicher, er wird nicht nur ein paar Stunden dauern.
Wer flexibel (frei) sein will, muss Opfer bringen.
Aufwand, Nerven, wahrscheinlich auch viel Geld.

Doch, ja. Ab jetzt startet die Heimreise.
Auf den Bus warten, der mich nach Santiago bringt.
Etwas fix machen, wie ich nach Deutschland komme.
Und dann ist Deutschland auch nicht gerade klein.

Ich werde noch viel Zeit haben, bis ich dann endlich wieder in meinem Bett schlafe, meinen eigenen PC benutze, ein wunderbares Schnitzel Bolognese mit Nudeln von meiner Mum essen darf. Meine Leute, meine Familie, meine Umgebung wieder sehe.

Dann werde ich nicht mehr um 15 Uhr vor verschlossenen Supermarkttueren stehen, die Wunden an Fuessen und Huefte werden schnell verheilen, ich werde nicht jeden Tag beim Schlafen-Gehen von Spaniern gestoert (und wenn doch, versteh ich die Welt nicht mehr), ich werde nicht mehr bei jedem Fleischkonsum nachfragen muessen, ob Fisch oder Huhn drin ist, nicht mehr taeglich wie ne Sau schwitzen, nicht mehr mit Angst vor der Hundebedrohung durch Doerfer laufen, nicht mehr mit daehmlicher Einwegbettwaesche jeden Tag Tonnen von Muell produzieren, ja.

Und irgendwie wird mir das wohl fehlen.

Noch mehr werden mir wohl andere Dinge fehlen.
Der Strand, das Meer, die Wege, die Aussichten, die Wegweiser, die Betten, in denen man sich ueber Nacht, trotz fehlendem Komfort, wunderbar erholt hat, die Sonne, die taeglich so schoen nie schmerzenden Sonnenbrand angerichtet hat, das Gefuehl, wenn man nach einer Wegstrecke, von der man nicht wusste, ob sie richtig war, weil keine Wegweiser zu sehen sind, endlich wieder die Jakbosmuschel erblickt, das Gefuehl, eine richtig schwere Etappe geschafft zu haben, an der Gipfelspitze angekommen zu sein.
Vor allem aber richtig gute Leute fast jeden Tag kennen zu lernen. Und schaetzen zu lernen. Wildfremde Leute, die ploetzlich ins Leben treten und einem sehr viel geben. Begegnungen, die praegen.

Und die Zeit mit sich selbst. Ja. Auch die wird mir fehlen.
Aber die muss man sich nehmen.

(Das hier waere ein guter letzter Post fuer diesen Blog, ja.
Aber eigentlich hab ich auch noch Lust, meine Heimreise, die ja doch noch ein paar Tage dauern wird, zu dokumentieren! Also .. weiter gehts .. Bis ich dann daheim im Bett liege, bin ich unterwegs!)

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