Samstag, 18. Februar 2012

Poetry Slam - Definition und Einführung

Hola Ihr!

Um Euch, bevor ich die chronologisch geordnete Berichterstattung zu meinen bisherigen Slams hier beginne, erstmal überhaupt ufzuklären, was genau "Poetry Slam" nun eigentlich sind, auch in der Theorie, ein "kleiner" Ausschnitt aus dem Wikipedia-Artikel. Wer sich fortbilden möchte: Jetzt hat man die Möglichkeit dazu! :)

Link zum gekürzten Originaltext: http://de.wikipedia.org/wiki/Poetry_slam

Poetry Slam

Ein Poetry Slam (sinngemäß: Dichterwettstreit oder Dichterschlacht) ist ein literarischer Vortragswettbewerb, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Die Zuhörer küren anschließend den Sieger. Die Veranstaltungsform entstand 1986 in Chicago und verbreitete sich in den neunziger Jahren weltweit, allein in Deutschland fanden 2009 an über 100 Veranstaltungsorten regelmäßige Poetry Slams statt.

Die Veranstaltung

Bezeichnung

Poetry Slam setzt sich zusammen aus poetry (englisch: „Dichtung“) und dem Verb slam (etwa: „zuschlagen, zuknallen; jemanden ins Gesicht schlagen“): Im Sport bezeichnet slam auch einen Volltreffer (Slam Dunk) oder ein wichtiges Turnier (Grand Slam). Alltagssprachlich wird slam auch für „scharfe Kritik“ verwendet; im US-amerikanischen Slang steht es für „jemanden runtermachen, vernichtend schlagen“. Im Wörterbuch Black American English findet sich unter dem Stichwort „slam“ erstmals 1994 die Erklärung: „competitive performance“.

Wettbewerb
Im Gegensatz zu einem Offenen Mikro, einer offenen Bühne oder einer traditionellen Lesung stehen die einzelnen Teilnehmer eines Poetry Slam untereinander im Wettbewerb. Dieser Aspekt dient vor allem dazu, das Publikum zum Mitfiebern und genauen Zuhören einzuladen, da die Zuschauer am Ende der Veranstaltung den Sieger küren. Der Wettbewerb soll dem Dichter (auch: Slammer, Slampoet oder Poetry Slammer) aber auch Feedback geben und als Ansporn für die Arbeit an Texten und Performance dienen.

Marc Kelly Smith, Gründer des ersten Poetry Slam und selbsternannter Slampapi, beschreibt das Format mit den Worten:

 „Poetry Slam ist ein Wettstreit der Bühnendichter, der Mitte der achtziger Jahre erfunden wurde, um das Interesse an Lesungen wiederzubeleben. Inzwischen hat sich Poetry Slam international als Kunstform durchgesetzt, die für ihre Interaktion mit dem Publikum und künstlerische Spitzenleistungen bekannt ist.“
Es gibt zwei Verfahren der Teilnehmerauswahl: Bei einer Offenen Liste darf jeder lesen, der sich vor Beginn der Veranstaltung in eine entsprechende Liste eingetragen oder zuvor beim Veranstalter angemeldet hat. Die Reihenfolge des Auftritts wird ausgelost. Beim Challenging System wird ein Teil der Slammer vom Veranstalter eingeladen (Featured Poets), die anderen Plätze werden über die Offene Liste vergeben. Ein Featured Poet kann auch vor dem eigentlichen Wettbewerb außer Konkurrenz und ohne Zeitlimit auftreten. Poeten, die vor dem eigentlichen Wettbewerb auftreten, um die Jury gewissermaßen zu eichen, werden als Opferlamm (engl. sacrifice) bezeichnet. Der Wettbewerbscharakter soll die Veranstaltung aber nicht dominieren, so das inoffizielle Slam-Motto von Allan Wolf.

Regeln

Teilnehmer bei Poetry Slams müssen folgende Regeln einhalten, die ebenfalls auf Marc Smith zurückgehen:
 „Die Texte müssen selbstgeschrieben sein, der Dichter darf keine Requisiten, Kostüme oder Musikinstrumente verwenden, und wenn der Poet das Zeitlimit überschreitet […], droht ihm Punkteverlust.“
Dabei sind alle literarischen Formen und Genres – beispielsweise Lyrik, Kurzprosa, Rap oder Comedy-Beiträge - erlaubt. In Deutschland variiert das Zeitlimit von Veranstaltung zu Veranstaltung, meistens beträgt es fünf Minuten, bei einer Überschreitung kann dem Dichter das Mikrofon entzogen werden.

Bewertung

Die Vorträge werden bei einem Poetry Slam vom Publikum oder einer Jury bewertet. In den USA vergibt meistens eine fünfköpfige Jury aus dem Publikum Noten von 1 bis 10. Der amerikanische Literaturveranstalter Bob Holman erläutert plastisch:
 „Eine null für ein Gedicht, das nie hätte geschrieben werden dürfen, eine zehn für ein Gedicht, das einen kollektiven Orgasmus im Publikum auslöst.“
In den USA werden die höchste und die niedrigste Note nach der Wertung gestrichen, um die Auswirkungen parteiischer Bewertung zu vermindern. Die Juroren werden angehalten, sowohl auf den Inhalt als auch die Art des Vortrags zu achten. Die Moderatoren (Slammaster) können die Jurymitglieder auffordern, ihre Bewertungen zu begründen.

Publikumsabstimmung
Publikum bei den deutschsprachigen Meisterschaften, Düsseldorf, 2009
Während die Juryabstimmung konventionelle Wettbewerbsjurys parodiert, soll der Gewinner bei einer Publikumsabstimmung, wie sie im deutschsprachigen Raum teilweise durchgeführt wird, gewissermaßen demokratisch legitimiert werden. Deshalb haben sich alternative Bewertungssysteme entwickelt, an denen das gesamte Publikum beteiligt wird: Die Zuschauer geben ihre Bewertung mittels Lautstärke und/oder Ausdauer des Applauses oder in Form von Stimmzetteln ab. Je nach Einfallsreichtum der Veranstalter können andere Mittel zur Siegerfindung eingesetzt werden: So werden Rosen in die Höhe gehalten, Dichtungsringe über Besenstiele geschoben, Pfennige in beschriftete Gläser geworfen oder Wäscheklammern am Körper des favorisierten Poeten befestigt.

Veranstalter

Als Slammaster werden die Veranstalter eines regelmäßigen Poetry Slam bezeichnet: Sie treten als Moderatoren auf und erfüllen in der Szene (Slamily) wichtige Funktionen als Netzwerker, Talentsucher und Berater, sie sind „Autoren, Verleger, Journalisten, PR-Strategen und Veranstalter in einer Person“.

Performance und Event

Grundidee des Poetry Slams ist, Texte nicht nur zu lesen, sondern in Form einer Performance vorzutragen, den eigenen Beitrag beispielsweise zu schreien, zu flüstern, zu jaulen oder zu keuchen. Auch rhythmisches und auswendiges Vortragen können den Eindruck eines Auftritts positiv verstärken. Die dargebotenen Texte sind oft für den Bühnenvortrag konzipiert und erschließen sich in gedruckter Form nur unvollkommen.

„Poetry Slam passt hinsichtlich seiner Strukturen und Funktionen außergewöhnlich gut in den Alltag einer von den Massenmedien und ihren Sendeformaten beherrschte Welt und sei es nur deswegen, weil die in Slam-Veranstaltungen vorausgesetzte Aufmerksamkeitsspanne auf die Konsumgewohnheiten des Publikums zugeschnitten ist.“

Aufgrund der verschiedenen Einflüsse ist Slam Poetry mit keinem einheitlichen literarischen Stil oder einer bestimmten Vortragsweise verbunden. Jeder Teilnehmer eines Poetry Slams folgt der eigenen Poetik, inhaltliche oder formale Vorgaben gibt es nicht. Auf Slambühnen finden sich deshalb alle Formen moderner Literatur und Sprachkunst, von klassischer oder moderner Lyrik und Lautpoesie über Kabarett- und Comedy-Beiträge bis zu Kurzgeschichten (sogenanntes Storytelling). So treffen auf der Slambühne mitunter ganz verschiedene Soziokulturen aufeinander, wie Peter Gruner polemisch formuliert:
 „Alle waren sie da: der sensible Lyriker mit dem Schmachtblick hinter der John-Lennon-Brille, der polternde Heavy Punk mit einer Mordswut im Bauch, der Freestyle MC, der so schnell rappte, dass er mitunter seinen eigenen Gedanken nicht folgen konnte, der theatralische Esoteriker mit seinen Drogenvisionen und der versoffene, puren Unsinn faselnde Boheme.“
Seit 1997 bestehen zudem auch die Deutschen Meisterschaften, 2011 fanden diese in Hamburg statt, 2012 sind Heidelberg und Mannheim als Gastgeberstädte geplant. Seit dem Jahr 2004 bestehen auch Weltmeisterschaften.

1 Kommentar:

  1. Soviel ich weiß, gibt es in meinem Vaterland Ungarn keine Slams (oder kaum einige oder nur welche für wenige Eingeweihte), obwohl wir hervorragende Dichter haben. Das ist sehr sehr schade, denn so ein Slam-Abend dürfte richtig spannend sein. Danke für die Erläuterung.

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