Donnerstag, 15. März 2012

10.01.2011 - Bamberg - Morph Club - Heimspiel und Auswärtsstärke - (6)

Slam Nummer 6 – Bamberg!

Der Plan für heute: Aufgrund der Konzentration auf den gestrigen Abend auf die Bühne gehen und gemütlich was vorlesen und sich dabei gut fühlen!

Da die Liste der Anmeldungen qualitativ sehr hochwertig war, viele ehemalige Gewinner auf der Bühne stehen würden, die alle auf einen weiteren Sieg hinslammen würden, war ich Realist genug, um zu wissen, dass ich einen letzten Platz anvisiere.
Da ich mir vorher dessen wirklich bewusst war, wäre dieses Ergebnis auch ok für mich gewesen.
Ich war als Dritter an der Reihe – also auf die Bühne!
Und da ich vor hatte, etwas ganz Anderes auszuprobieren, hab ich mich auch erstmal direkt in die Mitte der Bühne gesetzt. Vorher hatte ich mit dem Lichttechniker gesprochen, dass ich da eine kleine Änderung bräuchte, da im Normalfall nicht mal die stehenden Slammer ihren Text, wenn sie denn drauf angewiesen sind, wirklich zu 100 % entziffern können aufgrund schlechter Lichtverhältnisse. Er hat gut reagiert, mein Licht hat gepasst!
Also dort gesessen, fast auf gleicher Höhe mit dem Publikum und in die Menge geschaut.
Es war ein ganz anderes Gefühl als wenn man steht! Jegliche Nervosität war weg!
Scheinbar ist es so, dass die Nervosität hauptsächlich in den Beinen und Armen zu spüren ist, sie zittern, wackeln etc. Aber wenn man sich hinsetzt, sind die Beine stabil, die Arme können auch lässig untergebracht werden – und sofort ist auch die Sprache, der Ausdruck sicherer, alles viel sicherer auf der Bühne!
So. Angefangen. Ich hab zuerst eine kleine Geschichte erzählt, anschließend die Leute gebeten, ihre Augen zu schließen. Und sie haben es alle getan. Ich hab mich dann erstmal lauthals gefreut, dass ich gerade 150 Leute dazu bekommen hab, ihre Augen zu schließen. Hat mich echt gefreut!
Und dann .. haben wir zusammen eine Zeitreise gemacht! Ich hab in der Geschichte weiter erzählt, bis die Einleitung für meinen Nikolausbrief perfekt war. Jeder konnte sich nun vorstellen, dass der Brief an ihn adressiert war und er daheim saß und gemütlich den Brief selbst las.
Betonung war gut, ich war sicher, ich konnte ab und zu ins Publikum schauen und „kontrollieren“, ob wirklich alle die paar Minuten die Augen geschlossen hatten – und es war wirklich so. Richtig cool!

Abschluss des Briefes:
„Und das Herz. Ist ein Muskel. In der Größe einer Faust. One Love – DANKE BAMBERG!“

Applaus war nicht überragend, allerdings mehr als ich erwartet hatte, wenn ich ehrlich war.
Zurück in die Slammerecke, die applaudierten dort. Ich fühlte mich gut. War sogar kurz zuversichtlich, dass jetzt eine gar nicht so schlechte Wertung kommen könnte.
Aber da hatte ich mich ganz kurz hinreißen lassen: 17 Punkte hatte ich dann insgesamt!
7 war die Höchstwertung. Damit hatte ich gerechnet, nur die 30 Sekunden zwischen Bühne verlassen und Wertung in die Höhe strecken hatten mich zweifeln lassen. Ok!

Ich hab dann noch 2 Slammer abgewartet, hab mich dann in den Hintergrund verzogen, um die anderen Slammer besser beobachten zu können und mich u.a. mit der Serienmeisterin im Gebiet um Nürnberg/Erlangen länger zu unterhalten. Wichtige Erkenntnis: Sie hat die Erfahrung, dass so gut wie jeder Slammer in seiner Heimatstadt um einiges schlechter wahrgenommen wird als im Rest der Republik. Liegt wohl einfach daran, dass ein Slamtext meist mit der Premiere „daheim“, also in der Heimatstadt, aufgeführt wird, wenn er noch nicht zu 100 % perfekt ist. Dann gibt’s Reaktionen, man merkt, dass man hier und da was anders macht. Auch bei ihr wäre es so, dass ein Text erst beim dritten Mal die Wirkung so richtig entfalten würde. Freut mich!
Und ist die Erklärung dafür, dass ich bisher in Würzburg um Einiges besser abgeschnitten hab als in Bamberg. Ich freu mich auf Forchheim, Amberg und Bayreuth! Yiha!

Tja. Das Publikum hat dann noch 2 andere Slammer nicht so richtig überzeugend gefunden, einer hatte dann davon 14 Punkte, einer davon 19. Somit hatte ich Platz 7 von 8. Besser als erwartet, wenn mans optimistisch betrachten will. Wenn mans realistisch sieht, kann immer jemand kommen, der besser oder schlechter als man selbst ist – egal ob man den besten Text aller Zeiten – oder den schlechtesten Text aller Zeiten hat.

Aber dann! Mein kleiner Höhepunkt des Abends:
Finale. Osama vs. Hanz vs. Max Kennel.
Ha. Die aufmerksamen Beobachter erkennen eventuell den mittleren Namen wieder.
Genau! Gegen Hanz bin ich einen Tag zuvor in Würzburg ausgeschieden im Stechen.
Und was macht er?
Er bringt seinen Text, den er auch in Würzburg gebracht hat in der Vorrunde, aber dieses Mal im Finale. Und gewinnt damit furios! Und das, obwohl die anderen wirklich nicht schlecht waren.
In der Folge bedeutet das für mich (klar, ein wenig blauäugig gefolgert, aber trotzdem faktisch wahr!): Wenn Hanz am Sonntag genau so viel Punkte hatte wie ich mit dem Text, mit dem er dann am Montag furios das Finale in Bamberg gewonnen hatte, dann bin ich in dem Moment ja dann auch punktgleich mit dem Gewinner des Bamberg-Slams. Und somit irgendwie auch Gewinner. Wenn auch irgendwie anders!
Als ich das erkannt hab, wars natürlich schon ein kleines Kompliment an mich, fand ich.

Anschließend noch Fahrtkosten vom Moderator abgeholt (von 2 Slams in Würzburg, läuft), heimgekommen, kurz noch an den PC – und schon eine Mail im Posteingang von einem Würzburger Typ ausm Publikum, der mich schon auf dem Slam gefragt hat, ob ich ihm einen Text von mir zukommen lassen würde.


MarcoXY 11. Januar um 02:13 melden
hallo XY,

ich hab dich gestern beim poetry slam in würzburg angesprochen, ob du mir deinen text, den du im dezember vorgetragen hast, geben würdest.
da ging´s um dich und deinen vater. ging mir ganz schön nahe, kam mir einfach auch bekannt vor, wenn ich an meinen vater und mich denk. nur kann ich soetwas nicht so in worte fassen.

ich war bisher nach jedem poetry slam richtig begeistert. hut ab vor euren beiträgen.

würd mich freuen, von dir zu hören.

Schönen Gruß, Marco
Trotz eines vorletzten Platzes ein positiver Slam gewesen. Wieder Erfahrungen gemacht und draus gelernt. Freut mich! Rock on.

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