Mittwoch, 28. März 2012

26.01.2011 - Bayreuth - Podium - Teil der Slamily (9)

Slam Nummer 9 – Bayreuth


Erste Anreise mit dem Auto zu einem Slam außerhalb der Heimatbasen. Na das kann ja was werden! Da kriegt man schon Freigetränkgutscheine und dann darf man keinen Alkohol trinken. Obwohl ..

Naja. Bayreuth als Stadt besuche ich ja nicht gerade oft, insgesamt hat mich aber glücklicherweise mein Instinkt direkt vor dem Club parken lassen, in den ich wollte. Auch wenn ich dann erst wen fragen musste, der mir sagt, dass ich schon davor stehe. Blind darf man sein, aber Glück muss man haben!
Bis spätestens 19 Uhr sollten sich alle einfinden, 18.50 Uhr war ich dort: Alles abgesperrt.
Gut, also doch noch was essen. 19.10 Uhr aufgetaucht, neuen Moderator (Michl Jakob, der in Franken in so gut wie allem, was mit Poetry Slam zu tun hat, irgendwie die Finger drin hat) und neue Slammer kennen gelernt und, während sich der Ort langsam füllt, ich jedoch meine Nervösität mit totaler Dominanz am Kickertisch vertrieb.

Los geht’s. 3 Freigetränke, also erstmal einen Traubensaft. Gibt’s nicht. Ok. Kirschaft.
7 Slammer sind heute dabei, nach und nach wird wieder aus dem Loshut gezogen.
Im Nachhinein stell ich fest, dass die „Losfee“ ein Bekannter von mir ist, der mich glücklicherweise dann sogar an die letzte Startposition zieht. So mag ich das.
Doch vorher werde ich brutal nervös, das war bei den letzten Malen eigentlich etwas abgeflaut, dieses Mal ists so richtig ausgebrochen. Von den anderen Beiträgen hab ich fast nichts mitbekommen. Man meint zwar, ich soll mich nicht so stressen und einfach nur „Spaß haben“, das ist aber in dem Moment um Einiges leichter gesagt als getan.
Also als letzter hoch. (....) Text hat wieder gepasst, ich hab alles gekonnt, hab mich eigentlich relativ sicher gefühlt.
Runter von der Bühne, Applaus ist wieder groß. Ich hab ne Chance!

Doch der Moderator sieht gespaltene Meinungen. Ein 5er ist dabei, er wird ausgebuht, ich höre sogar den Spruch: „Der hat doch keinen Vater“. Aber es war ne Sie. Und jemand meint: „Und wenn sie wirklich keinen Vater hat?“ Und ich denk: „Dann wärs ja noch schlimmer für sie und für ihre Mitmenschen.“
Tja. 23 Punkte. Auf Platz 3 also mit nem Mädel zusammen. Dreierfinale solls geben.
Gibt’s jetzt wieder ein Stechen? Och nö, oder?
Ne. Jetzt gibt’s plötzlich offizielle Sonderregelungen für so einen Fall.
Aha, da hab ich aber schon anderes erlebt. Wie gut, dass jeder offizielle Sonderregelungen kennt, die sich immer komplett unterscheiden. Aha. Die weggestrichenen Punkte werden also wieder dazu addiert. Und sie hat jetzt nen Punkt mehr als ich. Damit bin ich also raus.
Na gut. Dann trink ich lieber doch ein Bier.

Puh. Enttäuscht bin ich schon. War knapp. Und mein Text war gut, ich war sicher.
Aber ok, eine weitere Lehre: Das Publikum entscheidet. Und wenn das Publikum Dich nicht mag, dann fliegst Du raus, egal welchen Text Du dabei hast.
Turnkey, der auch wieder dabei war, hatte meinen „Vater“ ja als mein erstes Flaggschiff bezeichnet. Flaggschiffe sind Texte von Slammern, mit denen sie überall gute Chancen haben, richtig abzuräumen. Ich hab ihm dann irgendwann mal zugestimmt, da er mich schon überzeugt hat, dass der Text, in ner passablen Weise vorgetragen, richtig gut wirkt.
Heute dann also der Beweis, dass es noch besser werden muss, was ich schreib. Bzw. das, was ich für nen Slam schreiben werde/würde, müsste besser werden.
Hab zwar jetzt vor kurzer Zeit meinen ersten Slam-Text geschrieben, mit dem könnt ich auf nem Slam noch nicht umgehen. Abwarten und Traubensaft trinken.

Kompliment des Abends: „Dein Text hat weh getan“
Ja, soll er auch. Schön, wenn er weh tut. Wenn er weh tut, weiß man, dass man fühlt. Und ich berühre.

„Ich finds ja nicht schlimm, auszuscheiden – aber wenns so knapp wär, dann würds mich schon ankotzen“. Sagt mir dann ein Slammer. Ahja. Willst mich blöd anmachen? Denk ich mir. Und stecks oberflächlich weg und erzähl ihm was.
Hab ich hier nun die „Konkurrenz“ und ihr wahres Gesicht kennen gelernt? Ich hab zwar nun schon den Begriff „Slamily“ kennen gelernt, wurde von mehreren Leuten darin begrüßt und freundlich aufgenommen – aber dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sein konnte, das wusste ich ja auch irgendwie. Die Schattenseite existiert also auch.
Ich behalt das weiter im Auge.

Leider müssen die anderen Slammer dann ziemlich schnell weg, die Bahnverbindungen am Abend stressen wirklich fast bei jedem Slam. Nervig. Da ich allerdings mein Bier leer hatte, zudem noch dem Gewinnerwein nicht abgeneigt war, lass ich erstmal noch ein paar Minuten verziehen, bevor ich gen Heimat antrete. 23 Uhr, ist ja noch früh am Abend.
Erstmal nen Salat-Döner von gegenüber holen. Hm. Und jetzt? Nochmal in den Club, schließlich hab ich noch ne Getränkemarke und der Kirschaft hat geschmeckt. Vielleicht find ich auch noch wen zum Kickern!
Und jup, ich hab direkt Glück. 3 Leute am Kicker, perfecto.
Also eingekauft, mit ihnen über den Slam gesprochen, zufällig dann genau den getroffen, der mir die einzige 9 an dem Abend gegeben hat, noch paar Komplimente („Bester Text des Abends“) eingeholt, allgemein über Kunst, Pop, Freiraum, darüber, dass einer davon dabei ist, eine Art „Underground-Magazin“ für freie Kunst rauszubringen und er Interesse hätte, da eben auch ne Lyrik/Poesie-Ecke plant und ob ich Lust hätte, da mitzuwirken (freilich) – tja – und plötzlich ist halb 2.
Na gut, es wird glatt draußen, hau ich doch mal lieber nach Hause ein. Ciao, Homies!

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