Sonntag, 15. April 2012

03.02.2011 - Bamberg - Immerhin - Expect the Unexpected

Expect the Unexpected

Gestern war Karaoke-Abend im Immerhin.
Zu viert waren wir insgesamt!
Warum wir dort waren, frag ich mich eigentlich, da alle 3 gar nicht singen wollten.
Doch ab 10 Uhr sind dann die Leute auf die Bühne, ununterbrochen waren sie oben.
Ich hab die ganze Zeit meine 3 Leute überreden wollen, aber es ging nix.
Zwei hattens dann schnell komplett ausgeschlossen,
Meine letzte Hoffnung, es nicht allein durchziehen zu müssen, hats vorgezogen, 3 Stunden nach einem geeigneten Lied zu suchen, was dann nicht geklappt hat. Waren ja auch nur knapp 2000 Lieder zur Auswahl, da kann so ein Suchen schon schwer werden!

Und wie ists im Leben?
Entweder man machts allein - oder man machts gar nicht.
Die Bühne zieht mich an!

Sido sagt:
„Bruder, reiß Dich zusammen,
heute wird dein Tag,
steh auf, geh raus und machs einfach,
BEWEG DEINEN ARSCH!“

Also, fangen wir billig an.
Die Toten Hosen – Alles aus Liebe
Da kann man nichts falsch machen. Rock On.
Ich will auf die Bühne.
Gerne mach ich mich später auch ein wenig lächerlich, wenn das der Preis sein sollte.

Also los. Hosen rocken. Karaoke eben, was willste erwarten. Anschließend schieb ich direkt
The Streets – Dry Your Eyes und Savage Garden – Truly, Madly, Deeply nach.
Mir machts Spaß! The Streets vercheck ich vollkommen, da ich beim „Bestellen“ des Lieds eigentlich nur den Refrain kenne und vergessen hab, dass der Typ ja in ner komischen Weise rappt. Und da der Teleprompter so was von langsam die nächste Seite aufbaut, kann man jeden Satzanfang entweder nur aus dem Gedächtnis mitsingen – oder gar nicht.

Und weil ich so geflashed bin von der Bühnenpräsenz, hol ich ihn auch noch raus, das grandiose Finale:
Eminem – Lose Yourself!
Schön mit Ankündigung von mir, dass ich heute Bock auf Lieder hab, bei deren Text ich aufm Teleprompter keine Chance hab, mitzukommen.
Erste Strophe hab ich im Kopf, läuft gut. Jubel.
Zweite Strophe Gestolper, Improvisation, Gesumme von mir. Lachen.
Dritte Strophe mach ich komplett den Refrain durch und feier mit dem ganzen Körper den Track mit, woraufhin das Publikum sich zwar weg schmeißt, weil ich den Text nicht kann, aber trotzdem mitfeiert, weil die Stimmung exzessiver und nicht mehr so trocken wie in den Stunden davor wird. Passt.
Und dann bin ich mutig! Und frag, auf der Bühne, den DJ, ob ich seine Bühne für 5 Minuten mal klauen könnte. Die Leute in der Kneipe schauen skeptisch. Was kommt jetzt?
Und ich erzähl, dass ich momentan ein wenig unterwegs bin im Poetry Slam – und jetzt Bock hätte, einen Beitrag zu bringen und zu erfahren, weil ich ihn nächste Woche bei nem Wettbewerb brauch, ihn üben müsse und wissen wolle, ob die Leute ihn fühlen.
Tja, beim Wort „fühlen“ kam dann ein Witz wie „Musst Du uns dazu berühren?“, aber das war ja auch irgendwie klar. Wussten ja nicht, dass ich jetzt von Party umschalt auf Melancholie.
Auf geht’s. Drei Sekunden ins Publikum schauen, wirken lassen. Los geht’s. Mein Text war im Kopf, ich war nicht großartig nervös. Hatte zwar anfangs noch die Hände in der Hosentasche, mit jeder Zeile wurde ich aber sicherer, Gestik und Mimik wurde intensiver, Textsicherheit rockt. Im Hinterkopf war zwar immer die Angst, jetzt gleich nen Texthänger haben zu können – aber eigentlich musste ichs drauf haben.
Und es hat geklappt. Ein „Danke“ nach dem Text, runter von der Bühne – und plötzlich war da Applaus, so viel wies am Abend nicht mehr war. Erstmal nen großen Schluck Multivitaminsaft. Yeah. Geil. Geil, Leute, ehrlich. Für Euch, wie für mich.
Gepfeife, Gejubele, wunderbare Blicke. Nicht glauben wollen, was da gerade passiert ist. Und wenn ich ehrlich bin, heute im Nachhinein frag ich mich auch ein wenig, was mich da getrieben hat. Ich hatte Lust. Und Mut. Und ich hab gerockt.
Sogar der DJ wollte dann kurz das Motto „The show must go on“ unter den Tisch fallen lassen – aber er war ja für den Erfolg des Abends zuständig, also mussts weitergehn.
Sind dann mehrere Leute zu mir gekommen, haben sich persönlich bedankt, sich erkundigt, wann der nächste Slam wär, auf dem sie mich sehen könnten – und da ich kurz zuvor gelesen hatte, dass im Immerhinin 2 Wochen „Open Stage“ ist, hatte ich entschieden, auch dort aufzutauchen und ein wenig zu „trainieren“, auszuprobieren. Ich hab Bock!
Krassestes Gespräch war dann mit nem Typen, der meinte, dass sein Vater, als er 2 Jahre alt war, gestorben ist und er noch nie solche Gefühle gehabt hätte wie heute. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ist natürlich großer Shit für ihn, theoretisch, wenn er kein Dickhäuter gewesen wäre, hätte er da bestimmt auch in ein tiefes Loch fallen können. Hat mir viel gegeben, dieses Gespräch. Mein Shit berührt.

Dann war auch schon halb 1, haben noch kurz ein paar Karaoke-Lieder von den anderen angehört und sind dann abgehaun. Verfolgt von ein paar Blicken, verabschiedet von anderen.

Nur wer spielt, kann auch gewinnen.

Und zum Abschluss:

Der DJ aus dem Immerhin hat sich in Facebook gemeldet:
Frunk hat geschrieben:
„Für mich waren Deine Bühnenauftritte gestern die spannendsten.
Hoffentlich wiederholst Du das mal."

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