Freitag, 20. April 2012

15.02.2011 - Bamberg - Immerhin - Open Stage

21 Uhr komm ich dort an. Eine Freundin könnte vielleicht irgendwann kommen, den Rest der Leute kenn ich nicht. Zur Sicherheit kauf ich mir eine Zeitschrift, nehm mir bissl Orga-Kram mit, den ich bei nem Traubensaft im Club trinken kann. Und dann warte ich ab, was der Abend so bringen wird.

Der Plan für heute: Den letzten Test vor dem morgigen Versuch, den Titel in Forchheim als Stadtmeister zu verteidigen, erfolgreich gestalten. Auf geht’s.
Paar Leuten hatte ich zwar noch Bescheid geben, allerdings finden alle keine Zeit. Schade. Aber gut. Ich lerne mal wieder: Wenn man das, was man unbedingt machen will, nicht man allein macht, macht man es gar nicht. Und heute will ich slammen.
Insgesamt wollen am Abend 3 Bands und eine Freundin von mir (Alice Hive), die mir dann als einzig bekannte Person am Abend den Rücken psychologisch frei hält, auf die Bühne. 3 Rockbands, teilweise mit eigenem Material (Stichwort: Jackys Cola!), teilweise z.B. Cover von Tenacious D, was man sich doch gerne mal anhört.

Und zwischendrin trau ich mich auf die Bühne. Erst ein wenig schüchtern, total zitternd, was bei den lockeren Leuten dann auch kommentiert wird: Ich solle erstmal nen Schnaps trinken. Gibt’s aber keinen. Ich überspiels gekonnt auf der Bühne, erzähle davon, dass ich genau aus diesem Grund auf die Bühne will – weil ich die Nervösität besiegen will, sicherer werden will. Die Leute sind gespannt, was jetzt kommen würde. Da steht einer allein auf der Bühne, HipHopig angezogen, vorher haben sie zu 4t gerockt. Was kann da bitte jetzt kommen?
Ich kläre die Leute erstmal darüber auf, was Poetry Slam eigentlich ist, die meisten kennen es noch nicht. Und dann trau ich mich. Ich leg los.

Erstmal einen für die Sicherheit, immer schön mit IntroGelaber, das mir sehr wichtig ist, da ich mit jedem Wort, das ich spontan da oben erzähle, sicherer werde – sicherer für den Abend, sicherer für den Vortrag, sicherer allgemein auf der Bühne. Dann 2 Texte bringen. Und von der Bühne gehen – und angestarrt werden von allen Leuten im Club, ungläubig schauend, dass ich das gerade wirklich so krass gebracht hätte. Gefühlt 1 Minute Applaus, nachdem ich die Bühne verlassen hab. Intensiv. Ich weiß, dieses Wort, „Intensiv“, nutz ich in letzter Zeit wirklich oft – aber es drückt einfach so wunderbar aus, was ich meine. Es erfüllt mit Glück, mit Stolz, dass die Leute so reagieren, dem Bewusstsein, dass die Leute gerade geflashed sind – sonst würden sie jetzt nicht so klatschen, schauen, pfeifen, wie sie es tun. Sie haben das, was ich gerade fühle, die letzten 5 Minuten gefühlt. Nur, dass ich sie überrascht hab!

Anschließend wieder ne Rockband, ein paar Leute, die zu mir her kommen und sich bei mir bedanken, mir Mut zusprechen, auf jeden Fall damit weiter zu machen. Hat sehr gut getan, obwohl ich in diesen Momenten immer am schüchternsten bin und auch nicht arrogant sein will – obwohl ich doch in manchen Momenten weiß, dass ich absolut berühre.

Nach der Band noch mal rauf, einerseits, um den finalen Test für den nächsten Tag zu machen, mit Ankündigung, dass ich nun Kritik, Verbesserungsvorschläge etc bräuchte und will, paar Mal zwischen Gerede, Ankündigungen etc von der Bühne runtergehen, um noch mal nen tiefen Schluck Bier zu machen (was scheinbar symphatisch aussah, hm!). Und es geht weiter. Der Text kommt gut an, ich krieg Feedback, mir wird von vielen Seiten Glück gewünscht für den nächsten Tag.

Danach wird noch gejammed, die Bands verbinden sich zu einer Combo, die Sängerinnen sind alle zusammen auf der Bühne, ich werde sogar gefragt, ob ich ein wenig rappen wollen würde. Aber nö. Zu viel Risiko – da könnt ich mir jetzt alles kaputt machen. Schritt für Schritt! Und viel geredet, einige Leute wollen mehr Infos und Details von und zu mir. Zu Vergangenheit, Entwicklung, Gegenwart, Zukunft.

Bis 00.00 Uhr hat das Immerhin eigentlich geöffnet, um 01.22 Uhr verlasse ich als erster von der letzten 20er-Gruppe die Stube, verabschiede mich noch von einigen – und mach mich dann auf, um das Nachtleben in Bamberg noch zu genießen – oder alternativ die Eindrücke des Abends noch ein wenig sacken zu lassen. Ich lauf einfach los.
Ja, der Abend war gut. Morgen kann kommen. Titelverteidigung. Ich hab eine Chance.
4 Texte heute gebracht, 30 Leute fasziniert. Geil.

Mein Ehrgeiz hat mich heute.
Trotzdem dank ich nun allen, die mich bis hierher supportet haben. Allen, die mir Feedback gegeben haben, zu meinen Texten, zu meinem Auftreten auf der Bühne, zu allem drum herum. Ich dank Euch für jeden Satz, ob geschrieben oder gesagt, ob per SMS, E-Mail oder in nem Forum, jede Silbe, die aussagte, dass Ihr an mich glaubt. Ich tus nun auch.

Und morgen werden wir sehen, was die Welt dazu sagt.

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